Demnächst begrüssen wir aus Deutschland die Band “SONDASCHULE” im Vinylopresso Interview.
” Außergewöhnliche Zeiten bringen ebenso außergewöhnliche Alben hervor. Meistens jedenfalls. So wie den neuen Longplayer von Sondaschule zum Beispiel.
„Unbesiegbar“: Befreiungsschlag, Selbstbestätigung, Motivationstraining, Neuanfang und Ode an das Leben zwischen Liebe, Sehnsucht, Alkohol und ein kleines bisschen Glück morgens um halb 4. Gerne auch ein paar Minuten länger, soviel Zeit muss sein. Was vor der Pandemie mit einer Handvoll Songs begann, das entwickelte sich Stück für Stück – und das darf ruhig gesagt werden – zum wohl besten Sondaschule-Album, das es je gegeben hat. Ohne Scheiß. Plötzlich unbesiegbar, wie die Formation mit ihrem Endgegner-Mix aus nach vorne gehendem Punkrock, groovigen Ska- Einflüssen und zurückgelehntem Ruhrpott-Reggae demonstriert.
Rückspiegel: Vor mittlerweile zwanzig Jahren begaben sich die Sondaschüler mit ihrem Debütalbum „Klasse 1A“ von Mülheim aus auf eine aufregende Reise, von der niemand wirklich wusste, wohin sie führen würde. Ziemlich schnell konnten sie sich während verschiedener Europa-Touren, sowie Slots auf diversen namhaften Festivals wie Rock am Ring einen ziemlich stabilen Ruf erspielen. Und auch die deutschen Longplay-Charts haben Sondaschule mit den letzten beiden, ihrer insgesamt sieben bisher releasten, Studioalben aufgemischt: Mit dem 2015 erschienenen „Schön kaputt“ stieg die Truppe aus NRW auf Platz 8 ein, der im Juli 2017 veröffentlichte Nachfolger „Schere, Stein, Papier“ kletterte auf den 7. Platz des Rankings.
Für die Aufnahmen von Album Nr. 8 verschanzte man sich gemeinsam mit Producer Vincent Sorg in den Principal Studios Nähe Münster, in denen während der letzten Jahrzehnte Kultscheiben von Die Toten Hosen, Broilers oder den Donots entstanden.
Kurz vor dem geplanten Release dann die Zäsur für Kunst und Kultur: Zwei schwere Jahre voller Unsicherheit verbunden mit der ständigen Frage, wie es weitergehen soll. Sämtliche Album- und Tourpläne vorerst Corona-bedingt auf Eis gelegt; ein Stresstest (nicht nur) für die Sondaschüler, dem man sich mit einer Mischung aus unerschütterlichem Durchhaltewillen und nötiger Pott- Gelassenheit entgegenwirft. Zwölf Mittelfinger für das Virus.
Um auf andere Gedanken zu kommen und nicht gnadenlos alles ruhen zu lassen, produzierte die Band in Eigenregie eine Mini-Serie zum Album: „Unbesiegbar – Der Film“. Liebesgrüße aus dem Ruhrgebiet – mit Bier, Charme und Patrone.
Im Sommer 2021 dann der nächste Schicksalsschlag. Gerade in dem Moment, als alles wieder ganz gut aussieht, was Tourplanung und Album-VÖ angeht. Gitarrist Daniel „Blubbi“ Junker verstirbt völlig unerwartet, reißt ein klaffendes Loch ins Bandgefüge. Ein Verlust, der die Planungen für eine ganze Zeit stilllegt und dem kommenden Album über Nacht eine ganz neue Bedeutung verleiht.
Doch auf lange Sicht war Stillstand für Frontmann Costa, Gitarrist Mirko, Bassist Matthias, Drummer Fabian und Posaunist Chris noch nie eine Option, wie das Quintett nun mit „Unbesiegbar“ beweist. Frei nach dem Motto „Jetzt erst recht“ machen Sondaschule mit ihrem neuen Album den nächsten großen Schritt auf ihrem Weg. Zusammen mit dem Team des Donots- Labels Solitary Man Records, Produzent Vincent Sorg und der BMG im Rücken läutet die Band eine neue Ära ein.
„Ich denke, der Titelsong sagt schon alles“, erklärt Sänger Costa. „Er handelt von Liebe und Freundschaft – den beiden wirklich unbesiegbaren Kräften im Leben. Er spiegelt perfekt die momentanen Umstände wider; global aber auch, was uns als Gruppe angeht. Es geht darum, trotz aller Schwierigkeiten weiterzumachen und uns nicht von unserem Weg abbringen zu lassen. Die Trauer um Daniel werden wir noch sehr lange verarbeiten müssen. Wir sind nach seinem Tod in ein regelrechtes Loch gefallen und waren nicht sicher, ob wir das Album tatsächlich schon rausbringen sollten. Dennoch stand nie der Gedanke im Raum, aufzuhören. Das hätte er auf keinen Fall gewollt. Wir alle leben für diese Band und richten unser Leben nach ihr aus. Dieses Album ist Daniel gewidmet. Das findet sich sowohl im Artwork als auch in dem Song `Wenn ich irgendwann mal geh (ist schon OK)` wieder; eine echte Blubbi-Hymne, die ein fester Bestandteil unseres Live-Sets wird.“
In-Your-Face-Optimismus, dessen Weichen Sondaschule schon gleich mit dem Album-Opener „Gute Zeiten“ stellen, der direkt nach dem Klingeln der Pausenglocke die Gehörgänge mit einem echten Ska-Punk-Singalong frei räumt. Ein Auftakt mit wichtiger Message, wie Costa fortfährt. „Vielleicht ist es unserer Ruhrpott-Mentalität geschuldet, selbst aus dem größten Mist das Beste zu machen und sich die Realität so hinzubiegen, dass man sie als etwas Gutes empfindet“, wie die Band auch mit dem treibenden Vorstadt-Partysong „Beverly Hills“ und dem tiefenentspannten Groovemonster „Keine Zeit“ zeigt. Darf Ska auch nachdenklich machen? Eine Frage, die Sondaschule mit dem kraftvollen Durchbeisser-Track „Ich verspreche mir selbst“ beantworten, auf dem Costa auf seine Selbstzweifel während der Pandemie zurückblickt. „Vielleicht sogar der persönlichste Text, den ich je geschrieben habe. Obwohl das natürlich wie ausgedacht klingt. Ist aber so. Ab März 2020 stand die Welt für eine gewisse Weile gefühlt still. Nichts war mehr möglich. Alle Pläne, die wir gemacht hatten, wurden innerhalb von wenigen Tagen über den Haufen geworfen. Wir konnten nicht mehr gemeinsam proben oder ins Studio und alles war irgendwie in der Schwebe. In diesem Moment habe ich mir geschworen, trotz allem an meinem großen Traum – dieser Band – festzuhalten.“
Freundschaft, Zusammenhalt und ein absolut unzerstörbares positives Denken, das Sondaschule im entschleunigten Ruhrpott-Dub „Liebe für die Freaks“, der Handy-Schwenk- und Stadionrockhymne „Unbesiegbar“, der Vollgas-Melancholie von „Wenn ich irgendwann mal geh (ist schon OK)“ und nicht zuletzt der augenzwinkernden Breitwand-Ballade „Morgens um halb 4“ verewigen. Apropos Augenzwinkern: Das fröhlich treibende „Merkst Du nicht“ haben Sondaschule all jenen schrägen Zeitgenoss:innen gewidmet, die mit ihren kruden Ansichten und Überzeugungen irgendwie die Wirklichkeit aus dem Blick verloren haben. Und wer unbedingt möchte, der darf sich durchaus von Costa und Co. auf den Schlips getreten fühlen. Gern geschehen!
„In meinen Augen kann jeder Mensch seine Meinung haben. Aber was manche Leute so von sich geben, ist oft einfach nur lustig. Ich sehe oft einen gewissen Humor in Dingen, die im Grunde bitterernst sind. In solchen Momenten darf man zurecht die Frage stellen: Merkst du nicht, dass du doof bist?“
Ob sarkastisch, lustig, hintergründig oder voll auf den Punkt – Sondaschule sind mit ihrem neuen Album einfach „Unbesiegbar“. Wohin ihre Reise noch führt, wird man sehen. Vorerst fahren Sondaschule erstmal auf Sicht, wie das Rhein-Ruhr-Quintett mit dem Rausschmeißer „Zwischen Ampel und Laterne“ demonstriert – einer im Walzertakt swingenden Late-Night-Abschiedshymne mit Rat Pack-Swag. Sondaschule meets Oldschool-Tanzschule.
„Wir haben uns nie die Frage gestellt, wie lange wir das hier eigentlich machen wollen“, erklärt Costa. „Fest stand und steht einzig und alleine, dass wir bereit sind, gemeinsam durch alle Höhen und Tiefen zu gehen. Und dass wir bis heute nicht verloren haben, weshalb wir damals die Band gegründet haben: Aus Freude an der Sache. Ich hätte absolut nichts dagegen, wenn es nochmal zwanzig Jahre so weitergehen würde.“ Ist notiert. Und was könnte es wohl für schönere (noch nicht ganz) letzte Worte geben? “
(Bild & Textquelle: Pressekit FLEET UNION UG)