Demnächst begrüssten wir PABST im Vinylopresso Interview.
Ein Highway. Der schwarze Asphalt, aus dem der Zahn der Zeit längst große Stücke gebissen hat, wird von einer gelben Linie geteilt. Vor dir der Horizont, hinter dir die Trümmer deines Lebens. Vielleicht hängt aus deinem Mund eine Zigarette, ganz sicher aber fährst du ein Auto ohne Dach und Sicherheitsgurte. Das Pedal berührt den Boden und lässt irgendeinen Motor viel zu laut dröhnen. Ob an dir die Post-Apokalypse oder eine popkulturell idealisierte Form der USA immer schneller vorbeiziehen, ist scheissegal, denn du wirst aufgesogen, mitgerissen, durch einen inneren Moshpit geschubst und spürst die unwiderstehliche Mischung aus Kampfreflex und Fluchtinstinkt, wie sie nur ein Geschwindigkeitsrausch am Rande der Selbstzerstörung auslösen kann. Oder eben “Dead Ahead”, der Opener des am 02.09.2022 erschienenen dritten Albums „Crushed By The Weight Of The World“ der Berliner Band PABST.
Ihr ständig heraufbeschworener Tod gehört längst zur Folklore gitarrenlastiger Musik, obwohl der Gegenbeweis zu dieser angestaubten These auch in Deutschland seit einigen Jahren in der überraschend vielseitigen Landschaft der Indiebands zu finden ist. Doch im Meer deutschen Indierocks des 21. Jahrhunderts, stechen PABST hervor wie das Feuerauge im Golf von Mexiko. Erik Heise, Tore Knipping und Tilman Kettner gelang schon ab dem ersten Akkord ihrer ersten EP “Skinwalker” (2016) die Schaffung eines unverwechselbaren Sounds, der selbst in Studio-Versionen die Energie eines Live-Auftritts besitzt und mit jedem Ton danach schreit, mindestens kopfnickend vor irgendeiner Bühne erlebt werden zu wollen.
Das ist selbstverständlich kein Zufall, sondern exakt so gewollt: PABST haben es sich zum Markenzeichen gemacht, Alben grundsätzlich live einzuspielen, heißt: Für “Crushed by the Weight of the World” begab man sich dafür in die Lala/Echolux Studios in Leipzig und in den Transporterraum Berlin. Verantwortlich für die so entstehende Intensität, die sich auch beim Hören in der U-Bahn sofort überträgt, sind die Produzenten Magnus Wichmann (u. a. Paan, Baical, Leoniden) und Adam Lenox (kreativer Kopf des Projekts Zouj und Lingua Nada).
Trotz unüberhörbarer Anklänge der Rock-Ikonen der 90er Jahre und dem Anfang der 2000er, klingen PABST zeitgemäß und treffen den Sweet Spot aus kantig und glatt, aus clean und dreckig. Der treibende Rhythmus ist dabei kein Selbstzweck, vereinigt er sich doch mit den englischsprachigen Texten, die zwischen hymnischer Melancholie und beißender Selbstironie wechseln und dazu einladen ellenlang auf Genius.com interpretiert zu werden. Jeder Song von PABST klingt, als wäre er Teil des Soundtracks eines Films, der dir im Raucherbereich irgendeines Clubs empfohlen wurde.
(Text & Bildquelle: FLEET UNION UG)