Demnächst begrüssen wir WIM bei uns im Vinylopresso Interview.
Songwriterin WIM veröffentlicht mit „An manchen Tagen“ die erste Single aus ihrem Debütalbum „Boxer“ – und vollbringt damit das Kunststück, poetisch, deep und trotzdem gut drauf zu sein. Denn während sie uns in klugen Wortkunstwerken das Gewicht von Steinen in den Magen legt, singt sie wie im Vorbeigehen deren Schwere weg.
Nina Müller alias WIM ist eine Newcomerin, die im handwerklichen Sinne keine mehr ist. Wer auch nur hin und wieder in die heimische Radiolandschaft lauscht, hat ziemlich sicher schon mal Musik von ihr gehört. Die Hamburgerin hat zum Beispiel eine goldene Schallplatte für „You Let Me Walk Alone“ von Michael Schulte an der Wand hängen, weil sie den ESC-Erfolg mitgeschrieben hat. Sie schrieb Songs für Acts von Pop bis Schlager bis „singende Schauspieler“. Sie arbeitet regelmäßig mit Phil Siemers und Lina Maly, schrieb Lieder für die ZDF Serie „Parfüm“ und komponierte kürzlich den Score für den von der Kritik gelobten Arthouse Film „Ein großes Versprechen“. Und sie hat mit ihrem Englisch singenden Duo Poems For Jamiro gerade noch die formidable Single „Break My Bones“ veröffentlicht.
Warum sie sich bei ihrem Soloschaffen nun WIM nennt, erklärt Nina in ihrem allerersten Instagram-Posting so: „WIM ist ein Wimmelbild aus leisen Fragen ans Leben. ‚Was ist Musik?‘ könnte eine davon sein. Dann wäre WIMs Antwort vielleicht: nahbar, staubig, zärtlich, in bisschen traurig, leichtfüßig, filigran und pur.“
Nun bereitet WIM sich und uns gerade auf die Veröffentlichung ihres Solodebüts „Boxer“ vor und schenkt uns mit „An manchen Tagen“ die erste Single daraus. Eine gute Wahl, denn der sehr überraschend produzierte Song führt das Beste aus zwei Welten zusammen: das gute Gespür für zugängliche, wunderschöne Melodien und diese verspielte Poesie, die mit einfachen Worten komplexe Gefühlswelten ausleuchten kann.
Mit Tobias Siebert – seines Zeichens Produzent von u. a. Kettcar und Me and My Drummer und Musiker und Mastermind seiner eigenen Bands Klez.e und And The Golden Choir – fand sie den passenden Sound für den Song. Siebert hat dafür gesorgt, dass dieses makellose Lied nicht glattpoliert oder rausgeputzt klingt. Manch einer hätte „An manchen Tagen“ wohl mit Streichern verkleistert. Tobias Siebert aber hörte, dass dieser Refrain „Schwer liegen an manchen Tagen / Steine im Magen / Alles hat viel zu viel Gewicht“ schon kraftvoll genug ist, weil er sweet ins Ohr geht, und eine Leichtigkeit hat, die den emotionalen Brocken seiner Bedeutung kontrastiert. Also brummt und klackert es ganz wundervoll, mal leicht mal schwer – eine Instrumentierung so überraschend wie WIMs Songwriting, das hier bei aller Catchiness so manchen Haken schlägt.
Man hört dieser Musik an, was Nina auch im Interview betont: „Alles an WIM ist ein reines Herzensprojekt. Im Grunde habe ich jede Entscheidung auf diesem Weg erst getroffen, als sie sich richtig angefühlt hat.“ Vielleicht ist auch das der Grund – und ist es nicht gar der Beste? – dass Nina Müller erst jetzt, wo sie ja schon lange ein gutes Standing hat, die Sache mit der Solokarriere noch einmal in Angriff nimmt.