Demnächst begrüssen wir aus Österreich die Band “Granada” im Vinylopresso Interview.
„Jetzt spielt‘s Granada“ – Charmanter Neo-Austropop aus Graz
Frischer Wind aus Graz
Granada, die österreichische Neo-Austropop-Band aus Graz. Vielleicht ist es die fast schon mediterrane Leichtigkeit der Steiermark, die den unverwechselbar ehrlichen Charme der fünfköpfigen Formation prägt. Neben Akkordeonisten Alexander Xidi Christoph sind Granada Gitarrist Luskacz Custos, Thomas Petritsch, Sänger, Multiinstrumentalist und Tausendsassa (Effi), Jürgen Schmidt am Bass und Roland Hanslmeier am Schlagzeug. Es scheint als habe Thomas Petritsch – Gründer von Granada – in dieser Konstellation nicht nur sprachlich seine Wurzeln gefunden. Thomas Petritsch dazu gegenüber der Wiener Zeitung: „Von Anfang an war mir klar, dass ein Akkordeon dabei sein muss. Einerseits als urwienerisches Instrument, andererseits ist es ja auch in der steirischen Musik sehr wichtig.“
Stilfindung: Neo-Austropop
Der freundschaftliche Spannungsbogen der beiden großen österreichischen Städte findet sich auch textlich immer wieder. So werden klassische Wiener Themen wie das Grätzl „Ottakring“ genauso gefeiert wie „Liebe Grüße aus Graz“ im Stück „Berlin“. Dass österreichisch sein positives Augenzwinkern bedeutet, spürt man in „Eh Ok“ oder „Palmen am Balkon“. „Man kann österreichische Musik nicht auf wenige Elemente reduzieren. Wir leben in einem Vielvölkerstaat, einem bunten Schmelztiegel vieler Kulturen, und darauf sind wir stolz“, Lukacz Custos, Gitarrist. Spielerisch schaffen es Granada Einflüsse aus dem Balkan („Ka Faia“) gekonnt neben der rotzigen Attitüde des Wienerliedes („Verwoiten“) zu servieren während man sich im nächsten Augenblick in einer sechstausend einwohnerstarken „Metropole“ am südsteirischen Land („Prada“) wiederfindet. „Einfach und leicht wirkt etwas erst, wenn’s gut gemacht ist“, so Roland Hanslmeier, der Jazzvirtuose am Schlagzeug. (2021, SONYMUSIC)
Neues Album auf Vinyl
Drei Jahre hat es gedauert, aber nun ist es so weit: Mit „unter Umständen“ erblickt das dritte Album von Granada das Licht der Welt!
Das letzte Jahr wurde für schöpferische Experimente und einer damit einhergehenden stilistischen Erweiterung genutzt; ihrem sprachlichen und musikalischen Gefühl sind die Grazer aber treugeblieben und somit entstand ein frischer und zeitloser Soundtrack.
In der dicht besiedelten österreichischen Musiklandschaft heben sich Granada soundtechnisch – nicht zuletzt durch das Akkordeon – deutlich von aktuellen Popbands ab: Von südamerikanischen Anleihen, Indie-Rock, Britpop, hoffnungsvollen und düsteren Balladen, bis hin zu den Dialektexperimenten des H.C. Artmann spannt sich der dramaturgische Bogen des Langspielers. Hier wurde vom Songwriting bis zur Albumproduktion diesmal alles von Granada selbst umgesetzt – Sound und Songwriting greifen perfekt ineinander. Entstanden ist ein diverses, vielseitiges Album, das dennoch nicht überladen wirkt.
Granada erfinden sich mit dem Vorliegenden nicht neu, zeigen aber wie viel künstlerisches Potential noch in ihnen schlummert. Bemerkenswert sind die Eingängigkeit und die Leichtigkeit, mit der sie unter anderem ihren Humor auch bei ernsteren Themen gekonnt in Szene setzen.
Mit „unter Umständen“ ist der Band entsprechend ihr bisher vielschichtigstes und ausgeklügeltstes Werk gelungen – manche munkeln, es wäre ihr bisher bestes Album und dem ist nichts entgegenzusetzen.